Alexander Geitz ist Mitarbeiter im Haus St. Vitus.
Herr Geitz macht ein Interview mit Michael Maskiela.
Herr Maskiela ist Bewohner im Haus St. Vitus.
Herr Maskiela erzählt wie er lebt.
Alexander Geitz:
Hallo Michael, schön dich heute zu treffen.
Michael Maskiela:
Hallo, ja dich auch!
AG: Wir wollen ja heute ein kleines Interview für das Internet machen…
MM: Ja, ich weiß! EinfachPunktMachen.
AG: Wir sind heute bei dir im Zimmer, im Wohnbereich der Gruppe 1. Stell dich doch einmal kurz vor.
MM: Ja, ich bin Michael Maskiela. Ich bin Rollstuhlfahrer, ich wohne seit dreißig Jahren hier. Ich bin hier hingezogen am 19. November 1982. Zuvor habe ich in den Orthopädischen Anstalten Vollmerstein gewohnt. Von 1976 bis 1982 habe ich da gelebt, also sechs Jahre.
AG: Und wo bist du geboren?
MM: Ich bin in Gevelsberg geboren, am 22.05.1961. Ich bin jetzt 51 Jahre alt.
AG: Du hast ja ein ganz schön großes Zimmer. Sogar mit Küche.
MM: Ja. Eigentlich ist das Zimmer ja für zwei gedacht, für Paarwohnen. Das ist praktisch so eine Wohnung wo man zu zweit drin leben kann. Ein Appartement sozusagen.
AG: Und hast du aktuell eine Freundin?
MM: Ja, also als Freundin kann man nicht so bezeichnen. In der Firma auf der Arbeit so ein bisschen, aber nicht richtig…
AG: Du scheinst ja ein richtiger FC Bayern Fan zu sein. Hier hängen ja einige Poster und Fanartikel.
MM: Ja, ich bin Bayern Fan! Seit, ähm ja, seit gut 40 Jahren ungefähr.
AG: Seit 40 Jahren schon?
MM: Ja. Ich war immer Bayern Fan. In den 70er Jahren haben sie den Europapokal ja dreimal gewonnen und das hat mich so fasziniert. In den 60ern haben sie den Pokal der Pokalsieger geholt. Das war 1967 gegen die Glasgow Rangers 1 zu 0 damals. Und das hat mich einfach fasziniert, da bin ich Bayern Fan geworden. Die Leute haben alle gesagt, warum bist du nicht Dortmund oder Schalke Fan geworden? Aber ich habe immer schon mit den Bayern sympathisiert und das ist auch so geblieben!
AG: Warst du denn schon mal auf einem Spiel von den Bayern?
MM: Ja, ich war schon im Olympiastadion mehrere Male. Ich habe schon ein paar Spiele gesehen. Das hat mir gut gefallen.
AG: Du bist auch berufstätig. Was machst du auf deiner Arbeit?
MM: Ich arbeite schon seit dreißig Jahren in den Freckenhorster Werkstätten, im Werk 2. Ich arbeite da in einer Montagehalle. Dort werden Badewannenfüße hergestellt. Auch andere Sachen, aber hauptsächlich machen wir das.
AG: Was machst du denn sonst noch gerne in deiner Freizeit?
MM: Ich bin gerne auf Reisen, ich fahre gerne spazieren. Ich fahre dann auch schon mal weiter weg, z. B. nach Oberhausen oder Dortmund. Also, ich fahre dann mit dem Zug.
AG: Und das geht mit dem Zug ohne Probleme?
MM: Ja, mit Begleitung geht das wohl. Die Züge sind ja heute so, das man da gut rein- und rauskommen kann.
AG: In Münster wird der Bahnhof ja auch gerade Rollstuhlgerecht umgebaut.
MM: Ja. Die haben da jetzt auch einige Aufzüge, da kommt man dann direkt mit zum Bahnsteig.
AG: Dann bist du ja schon viel unterwegs!
MM: Ja. Also in Oberhausen meistens zur Urlaubszeit. Nach Münster fahre ich jeden Samstag, wenn es meine Zeit erlaubt.
AG: Ich habe gehört, dass du im Beirat des Haus St. Vitus bist.
MM: Ja, schon etliche Jahre. Bestimmt fünfzehn bis sechzehn Jahre.
AG: Welche Aufgaben hast du da?
MM: Ich bin Beirats vorsitzender. Also, wir kümmern uns in erster Linie um die Interessen der Bewohner. Und vertreten diese z. B. vor dem Heimleiter.
AG: Arbeitest du denn dann auch mit dem Förderverein zusammen?
MM: Ja, ich bin da ständiger Gast und immer eingeladen zu den (Fördervereins-) Sitzungen. Und ich bringe mich da natürlich auch ein, wenn die Bewohner wünsche haben. Also wir versuchen da schon einiges auf die Beine zu stellen.
AG: Und habt ihr aktuell im Beirat ein Thema, um das ihr euch ganz besonders kümmert?
MM: Ja in vier Monaten ist das große Jubiläumsfest, dreißig Jahre Haus St. Vitus! Und in dem Planungsausschuss wirke ich auch mit. Da wird es dann am 1. September um 10 Uhr mit einem Gottesdienst losgehen. Musik und Tanz soll es geben. Da ist schon einiges geplant! Das soll schon gebührend gefeiert werden, das dreißigjährige Bestehen. Ich glaube schon, dass es auch ein gelungenes Fest wird.
AG: Ich habe mitbekommen, dass du zurzeit auch in einer Arbeitsgruppe tätig bist. Worum geht es da?
MM: Ja, zum Thema Inklusion. Um die Umsetzung der UN Konventionen. Es geht da zum Beispiel um das Thema wohnen. Das Rollstuhlfahrer auch in einer Wohnung leben können und es genug barrierefreie Wohnungen gibt.
AG: Wo findet die Arbeitsgruppe statt?
MM: Ja das ist im Kreishaus in Warendorf.
AG: Mit wem habt ihr es denn da direkt zu tun? Sind da auch Politiker anwesend?
MM: Nein. Da sind Leute vom Kreis, die machen das.
AG: Und habt ihr da schon etwas erreichen können? Das man sagen kann, es gibt schon ein Ergebnis?
MM: Ich meine, wir sind dran am Thema. Wir wollen natürlich, aber das ist auch nicht so einfach. Zum Thema Wohnen, da wollen wir schon was erreichen. Aber da gibt es noch nichts Konkretes. Da wird noch weiter drüber gesprochen und diskutiert. Das geht natürlich nicht von Heute auf Morgen.
AG: Was wäre denn dein konkretes Ziel? Was hättest du gerne für dich persönlich umgesetzt?
MM: Nun ja. Nicht nur für mich, aber ich denke es sollte vor allen Dingen Wohnungen für Rollstuhlfahrer geben, die auch bezahlbar sind. Und die man auch gut nutzen kann. Und das ist mein Anliegen. Da gibt es einfach noch zu wenig, oder kaum Wohnungen!
AG: Also würdest du als Rollstuhlfahrer auch gerne selbständig in einer eigenen Wohnung leben?
MM: Ja, wenn das möglich wäre eines Tages. Das wäre natürlich super! Nicht ohne Hilfe, aber da werden wohl noch einige Jahre vergehen…wenn das Wirklichkeit würde, wäre das schön.
AG: Michael, ich danke dir für das gute Gespräch!
MM: Jederzeit, gerne wieder!